Die Heizung schaltet sich automatisch ein, noch bevor der Kunde seine Wohnung betritt. Der Kühlschrank erkennt, wenn etwas fehlt. Und dank moderner Kameratechnik lässt sich selbst unterwegs nachvollziehen, wer gerade vor der Haustür steht. Smart-Home-Technologien bieten ein Plus an Komfort, Effizienz und Sicherheit – und sind in vielen Haushalten längst Realität.
Zunehmend setzen Kundinnen und Kunden auf diese digitalen Helfer – mit gutem Grund. Doch wo neue Technik zum Einsatz kommt, entstehen auch neue Risiken. Genau hier beginnt der Auftrag eines Versicherungsmakler: dafür zu sorgen, dass der bestehende Versicherungsschutz mit der technischen Entwicklung Schritt hält.
Denn die Kehrseite der Vernetzung ist nicht zu unterschätzen: Hackerangriffe, Bedienfehler oder technische Defekte können schnell zu Sachschäden, Haftungsfragen oder sogar Sicherheitsproblemen führen.
Was, wenn das smarte Zuhause plötzlich gegen den Kunden arbeitet?
Dieser Beitrag zeigt, welche Risiken mit der Nutzung moderner Smart-Home-Systeme verbunden sind – und wie Versicherungen so aufgestellt werden, dass sie mögliche Schäden zuverlässig absichern.
Smart-Home mit Risiko
Mit der Einführung smarter Technologien verändert sich auch die Risikolandschaft im privaten Wohnbereich. Was auf den ersten Blick nach einer Aufwertung des Sicherheitsniveaus aussieht, bringt bei genauerem Hinsehen auch neue Gefahren mit sich – Gefahren, die im klassischen Versicherungsschutz oft nicht automatisch berücksichtigt werden.
Hackerangriffe
Wenn digitale Schnittstellen nicht ausreichend geschützt sind, kann sich ein unbefugter Zugriff auf Kameras, Türöffner oder sogar Heizsysteme ergeben. Solche Angriffe sind nicht nur ein Eingriff in die Privatsphäre, sondern können reale Schäden nach sich ziehen – etwa durch manipulierte Steuerbefehle oder blockierte Systeme.
Technische Defekte
Auch in der smarten Welt bleibt Technik fehleranfällig. Ein fehlerhafter Sensor, ein Softwareproblem oder ein Kurzschluss kann dazu führen, dass eine Leckage unbemerkt bleibt – mit teuren Folgeschäden am eigenen Mobiliar oder der gemieteten Wohnung.
Bedienfehler und App-Probleme
Nicht jeder Fehler ist technischer Natur. Auch menschliches Versagen – etwa beim Einstellen einer App oder beim Fernzugriff auf die Steuerung – kann Schäden verursachen. Wer haftet, wenn etwa versehentlich die Heizung tagelang auf voller Leistung läuft und dadurch Schaden nimmt?
Strom- und Internetausfälle
Was geschieht, wenn die Steuerzentrale ausfällt? Viele Systeme sind auf eine stabile Strom- und Internetverbindung angewiesen. Ein Totalausfall kann die Sicherheit des gesamten Hauses beeinträchtigen – Alarmanlagen, Rauchmelder oder Türsysteme reagieren dann womöglich nicht wie erwartet.
Welche Versicherungen sind betroffen?
Smart-Home-Technologien bringen neue Risiken mit sich – und damit auch neue Anforderungen an den Versicherungsschutz. Versicherungsmakler und Vermittler prüfen für die Kunden, ob bestehende Policen diese Risiken abdecken – und ob Anpassungen notwendig sind. Je nach Schadenart und Ursache können unterschiedliche Versicherungsbereiche betroffen sein:
Hausratversicherung
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Smart-Home-Komponenten an sich mitversichert sind als Hausrat: Die WWK Hausratversicherung hat sie als Überwachungs- und Sicherungsanlagen explizit mit in den Versicherungsschutz aufgenommen. Wichtig ist auch der Einschluss des WWK Haus- und Wohnungsschutzbriefes, der eine PC-Datenrettung vorsieht. Das kann entscheidend sein, wenn etwa ein Virus den PC angegriffen hat und in der Folge auch die Funktionen des Smart-Homes eingeschränkt sind.
Haftpflichtversicherung
Wenn das Smart-Home-System einen Drittschaden verursacht – beispielsweise ein Wasserrohrbruch durch eine smarte Ventilsteuerung, der die Wohnung darunter beschädigt – und der Schaden dem Versicherten zuzurechnen ist, kann die WWK Privathaftpflichtversicherung in Anspruch genommen werden. Auch Schäden durch die Übertragung elektronischer Daten sind von der WWK Privathaftpflichtversicherung abgedeckt, wenn Dritten durch den Datenaustausch über fehlerhafte Smart-Home-Systeme ein Schaden entsteht.
Cyberversicherung
Moderne Smart-Home-Systeme sind nicht nur physisch im Haus verbaut, sondern permanent mit dem Internet verbunden – und damit potenziell angreifbar. Deswegen kann eine eigenständige Cyberversicherung eine passende Lösung sein.
Solche Policen bieten umfassenden Schutz vor Schäden durch Internetkriminalität, insbesondere im Zusammenhang mit smarten Geräten. Dazu zählen beispielsweise:
- Reparatur- oder Wiederanschaffungskosten, wenn vernetzte Geräte durch Cyberangriffe beschädigt werden
- Mehrkosten durch manipulierten Energieverbrauch oder missbräuchlich genutzte Telekommunikationsdienste
- Kosten bei Datendiebstahl und Identitätsmissbrauch, etwa durch Auslesen sensibler Zugangsdaten
- Aufwand für die Wiederherstellung von Daten nach einem Cyberangriff
- Haftpflichtansprüche, wenn über das eigene Netzwerk Schadsoftware verbreitet oder Dritten ungewollt Zugriff gewährt wurde
Zusätzlich übernehmen viele Cyberversicherungen die Kosten für Folgeschäden durch falsche Bedienung, Softwarefehler oder gezielte Manipulation von außen. Gerade bei komplexen Smart-Home-Systemen mit zentraler Steuerung über App oder Cloud lohnt es sich, diesen Bereich separat abzusichern – insbesondere dann, wenn private oder sicherheitsrelevante Daten betroffen sind.
So wird der Versicherungsschutz smart
Smart-Home-Technologien verlangen nach einem ebenso intelligenten Versicherungsschutz. Damit Kundinnen und Kunden im Schadenfall nicht auf den Kosten sitzen bleiben, kommt es auf das richtige Zusammenspiel von Technik und Absicherung an. Versicherungsmakler begleiten diesen Prozess – mit dem Ziel, Risiken frühzeitig zu erkennen und Lücken im Schutz zu schließen.
Tarife auf Kompatibilität prüfen
Nicht jeder Versicherungstarif berücksichtigt die Besonderheiten vernetzter Technik. Deshalb ist es wichtig, bestehende Verträge gezielt auf ihre Smart-Home-Tauglichkeit zu überprüfen. Einige moderne Tarife beinhalten bereits Leistungen für Schäden durch Fehlfunktionen digitaler Systeme – andere schließen diese explizit aus. Hier lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte.
Smart-Home-Systeme dokumentieren
Je komplexer das System, desto wichtiger ist eine genaue Dokumentation. Welche Geräte sind installiert? Welche Steuerung wird verwendet? Wie sind die Geräte miteinander vernetzt? Eine transparente Übersicht hilft im Schadenfall – und bei der individuellen Risikobewertung durch den Versicherer.
Den Versicherer informieren
Smarte Technik ist kein Standard – zumindest bisher nicht. Daher ist es sinnvoll, relevante Systeme dem Versicherer mitzuteilen. So lässt sich klären, ob bestimmte Geräte oder Systeme Einfluss auf den bestehenden Schutz haben.
Sicherheit ist mehr als “nur“ der Versicherungsschutz
Versicherungen können viel – aber nicht alles. Gerade im Bereich Smart-Home gilt: Der beste Schutz beginnt nicht mit der Police, sondern mit einem bewussten Umgang mit Technik. Viele Schäden oder Datenverluste lassen sich schon durch einfache Maßnahmen vermeiden – ganz ohne Versicherungsfall. Hier ist es hilfreich, wenn Kunden nicht nur wissen, dass sie abgesichert sind, sondern auch wie sie sich zusätzlich selbst schützen können.
Starke Passwörter als erste Verteidigungslinie
Ein häufiger Schwachpunkt in vernetzten Haushalten sind schwache oder identische Passwörter. Wer seine Geräte mit dem Internet verbindet, sollte unbedingt auf starke, individuelle Kennwörter setzen – idealerweise verwaltet über einen Passwortmanager. Standardpasswörter wie „admin“ oder „123456“ bieten keinerlei Schutz.
Software-Updates nicht aufschieben
Hersteller schließen mit Updates bekannte Sicherheitslücken. Werden diese Updates nicht installiert, bleiben Geräte angreifbar – auch dann, wenn sie technisch einwandfrei funktionieren. Das gilt sowohl für Apps als auch für die Hardware selbst, insbesondere für Router, Kameras oder smarte Türsysteme.
Zugriffsrechte und Fernsteuerung bewusst managen
Fernzugriffe – etwa per Smartphone auf das Heizsystem oder die Alarmanlage – sind praktisch, können aber auch ein Einfallstor für Angriffe sein. Wichtig ist, den Zugriff auf vertrauenswürdige Geräte zu beschränken und wenn möglich eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu aktivieren. Auch das Nutzer-Management innerhalb der App sollte regelmäßig überprüft werden.
Netzwerk absichern – Smart-Home vom WLAN trennen
Ein häufig unterschätzter Punkt: die Absicherung des heimischen Netzwerks. Ein modernes Verschlüsselungsverfahren (mindestens WPA2, besser WPA3) ist Pflicht. Noch besser: Ein eigenes Gäste- oder Smart-Home-Netzwerk für vernetzte Geräte, das vom normalen Heimnetz getrennt ist. So lassen sich potenzielle Angriffe isolieren.
Kaufentscheidungen bewusst treffen
Nicht jedes günstige Gerät aus dem Internet ist eine gute Wahl. Kundinnen und Kunden sollten Geräte bevorzugen, die regelmäßig Sicherheitsupdates erhalten, aus verlässlichen Quellen stammen und im Idealfall DSGVO-konform sind. Ein kurzer Blick in die Herstellerangaben und Bewertungen kann hier viel Ärger vermeiden.
Sicherheitsbewusstsein im Haushalt fördern
Viele Risiken entstehen durch Unwissenheit oder Unachtsamkeit. Deshalb ist es sinnvoll, alle Personen im Haushalt einzubeziehen. Wer nutzt welches Gerät? Wer hat Zugriff auf welche Funktionen? Wer versteht, wie das System funktioniert? Auch Kinder sollten sensibilisiert werden, etwa für Kameras oder Sprachassistenten.
Ordnung hilft: Übersicht und Dokumentation
Nicht zuletzt hilft eine gute Übersicht über die installierte Technik – besonders im Schaden- oder Garantie-Fall. Welche Geräte wurden wann angeschafft? Welche Seriennummern sind registriert? Welche Cloud-Dienste sind verbunden? Eine einfache Dokumentation kann hier enorm helfen.
Versicherungsmakler werden hier in der Regel selbst nur begrenzt unterstützen können: Hilfreich dürfte aber eine Kooperation mit Unternehmen sein, die sich auf Installation und Sicherheit von Smart-Home-Anwendungen spezialisiert haben.
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