Frauen rücken immer weiter in den Fokus der Finanzdienstleister. Allerdings gilt es, große Lücken im Finanzwissen zu schließen. Ein Blick auf „Female Finance“.
Was ist Female Finance?
Im Grunde beschreibt Female Finance speziell auf Frauen ausgelegte Finanzprodukte mit entsprechender Kommunikation. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Frauen eine andere Herangehensweise an das Thema Banking haben (und brauchen) als Männer. Eine Studie des Innovations-Hubs der Sparkassen zeigt, dass Frauen stärker von finanziellen Fehlentscheidungen und fehlendem Wissen betroffen sind. Außerdem gebe es gewisse Hürden in der Finanzwelt. „Die daraus resultierenden besonderen Bedürfnisse werden in der klassischen Produktlandschaft und Beratung nicht genügend beachtet“, heißt es in der Studie.
Wie kann diese Beachtung aussehen? Dabei hat die Studie vier hauptsächliche Felder identifiziert, in denen „Female Finance“ wirken kann.
Beratung
Für die Beratung von Frauen ist besondere Empathie gefordert, da die Lebensphasen der Frau eine höhere Volatilität herbeiführen können. Frauen wünschen sich keine isolierten Einzelprodukte mehr, sondern eine perfekte Lösung für ihre jeweiligen Lebensziele oder -situationen. Eine klassische Zielgruppeneinteilung ist keineswegs mehr zeitgemäß; stattdessen gilt es auf weibliche Interessen und Biografien zu achten. Zum Beispiel sorgen Frauen noch wesentlich öfter als Männer für gemeinsame Kinder, was zu langen Perioden von „Mutterschaftsarbeit“ im Lebenslauf führt. Dass Frauen die Elternzeit häufiger (und länger) in Anspruch nehmen als Männer, ist ebenfalls kein Geheimnis. Sie haben weniger Selbstbewusstsein in Finanzfragen als Männer, greifen häufiger auf einen Berater zurück und wollen sich mit ihren Fragen bei Experten gut aufgehoben fühlen.
Finanzplanung und -management
Ein Fünftel aller deutschen Frauen kümmert sich selbst um die Langzeitplanung ihrer Finanzen. Weitere 21 Prozent teilen sich die Verantwortung mit dem Partner, 60 Prozent geben die Verantwortung ab. Viele fühlen sich von den finanziellen Entscheidungen im Haushalt ausgegrenzt. Dabei treffen Frauen oftmals kurzfristige Entscheidungen, die den Alltag betreffen – immerhin sind sie generell die führende Kraft im Haushalt. Hier können Apps und digitale Finanzübersichten helfen. Neue Produkte sind nur unbedingt notwendig, vorhandene Lösungen müssten lediglich ausgebaut werden. Die Sparkassen stellen in diesem Rahmen einige Apps vor.
- Ellevest: Eine App für die Finanzplanung
- Westpac: Coaching
- Navit: Persönliches Finanzmanagement
Investieren
Als besonders wichtig gilt hier ein niedriger Zugang. Die Dringlichkeit des Investierens muss plakativ dargestellt sein. Die Kundin muss Sicherheit und Sinnhaftigkeit erkennen. Für Frauen ist weniger der Profit als vielmehr das Ziel ihres Investments wichtig. Sie suchen Produkte, die einen sozialen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Hälfte aller Frauen will künftig nur noch nachhaltige Unternehmen mit ihrem Investment unterstützen. Und auch die Gesundheit und die Bildung ihrer Familie und Kinder sind für Frauen wichtig.
Kredite
Weil Frauen am Kreditmarkt unterrepräsentiert sind, müssen auch hier flexiblere Modelle her. Einerseits liegt das an sozialen und psychischen Randbedingungen, andererseits an historischen. Das bereits erwähnte fehlende Finanzwissen und das geringe Selbstbewusstsein erzeugen bei Krediten ebenfalls eine gewisse Unsicherheit. Darüber hinaus erschweren volatile Lebensphasen die Kreditwürdigkeit der Frau.
Female Finance ist im Kommen
Einer Umfrage des Finanznetzwerks CIO zufolge erkennen immer mehr Finanzberater das Potenzial der Zielgruppe Frau. Ein Drittel aller Finanzdienstleister im Wertpapierhandel (33 Prozent) hat vor, verstärkt Frauen als Kunden für sich zu gewinnen. Das liegt unter anderem an der immer stärkeren Rolle der Frau auf dem Arbeitsmarkt. Aktuell wächst die Zahl der berufstätigen Frauen stetig an. Prognosen zufolge soll es weltweit rund 100 Millionen Frauen mehr geben, als es gerade der Fall ist. Gleichzeitig wächst das Einkommen der deutschen Frauen beständig. Zum Vergleich: Hatte das summierte Vermögen im Jahr 2018 noch 20 Billionen Dollar betragen, waren es 2020 bereits 24 Billionen Dollar. Abschließend ist Female Finance ein Thema mit Zukunft.
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