Mehr Finanzbildung für Deutschland

Beim Finanzwissen liegen die Bundesbürger im internationalen Vergleich nicht unbedingt auf den vorderen Plätzen. Das soll sich nun ändern. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat Fördermittel für ein Modellprojekt zur finanziellen Bildung von Arbeitnehmern in Betrieben und Bürgern bei der privaten Altersvorsorge bereitgestellt.

Bundesregierung präsentiert Strategie für mehr Finanzbildung

Um die Finanzbildung der Bürger in Deutschland zu stärken, hat die Bundesregierung kürzlich eine Strategie präsentiert. Das Modellprojekt soll Arbeitnehmer in Betrieben sowie Bürger allgemein dabei unterstützen, mehr Wissen rund um das Thema Finanzen und private Altersvorsorge zu erlangen. Umgesetzt werden soll die Strategie insbesondere durch:

  • Seminare
  • Coachings
  • Veranstaltungen
  • Software-Applikationen

Zur Finanzbildung zählt unter anderem, dass sich die Bürger besser zu Themen wie Miet- und Kaufverträge, Kredite, Steuererklärung, Versicherungen auskennen. Auch das Thema Altersvorsorge nimmt einen größeren Stellenwert ein. Die Menschen sollen durch mehr Finanzbildung für sich bessere und kompetentere Finanzentscheidungen treffen. 


Zur Wissenvermittlung sollen sowohl ehrenamtliche als auch berufliche Praktiker Seminare und Coachings durchführen. Zudem soll eine zentrale Finanzbildungsplattform entstehen, über die ebenfalls zahlreiche Inhalte abgerufen warden können. Ebenso sollen bereits Lehrer in der Schule die Kinder und Jugendlichen mehr als bisher zu Finanzthemen informieren.

Was ist im weiteren Verlauf geplant?

Grundlage der Finanzbildungsstrategie ist, dass bereits im Sommer des Jahres anhand einer Erhebung ein Status quo bestimmt wurde, wie es momentan mit der Finanzbildung in Deutschland aussieht. Die Ergebnisse erhielt die Bundesregierung in Form ausgefüllter Fragebögen, die in erster Linie von Stakeholdern aus dem Bereich Ökonomie und Wissenschaft stammten. Dabei sollten sowohl die aktuelle Lage zur Finanzbildung bewertet als auch Vorschläge zur möglichen Verbesserungen gemacht werden. Auf Basis dieser Rückmeldungen wird in 2024 die Finanzplanungsstrategie ausgearbeitet. Diese wird Zielsetzungen also konkrete Maßnahmen enthalten.

Finanzbildungsplattform in 2024 geplant

Ein Teil der Strategie ist der Aufbau einer Finanzbildungsplattform, die vermutlich Ende 2024 zur Verfügung stehen wird. Auf der Plattform werden öffentliche Angebote im Bereich Finanzbildung präsentiert. Später sollen ebenfalls private Angebote zum Thema finanzielle Bildung hinzukommen.

Finanzbildungsstrategie Chance oder Gefahr für Vermittler?

In der ersten Betrachtung könnten Versicherer, Vermittler und Berater in der Finanzbildungsstrategie eine „Gefahr“ sehen. Wenn Kunden ihr eigenes Wissen zum Thema Finanzen und Versicherungen (deutlich) erweitern, könnte eine Folge sein, dass sie eventuell seltener auf Vermittler und Berater zurückgreifen. Allerdings stellt das Pilotprojekt der Regierung und die damit verbundene Strategie wahrscheinlicher eine Chance für Vermittler, Versicherer und Berater dar.

Dieser Auffassung ist unter anderem Frank Rottenbacher, seines Zeichens Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V.. Er sieht durch das Modellprojekt keine Gefahr für Vermittler und Berater, sondern sogar eine Chance (Quelle: https://www.procontra-online.de/politik/artikel/bund-sponsort-finanzbildung-von-arbeitnehmern). Der Grund ist, dass durch mehr finanzielle Bildung nicht erreicht werden soll, dass Kunden zukünftig komplett alleine entscheiden, welche Finanz- und Versicherungsprodukte sie nutzen möchten. Stattdessen wird im Rahmen der finanziellen Bildung in erster Linie Grundwissen vermittelt, sodass Verbraucher die eigene Finanzsituation besser einschätzen können.

Welche Rolle können Versicherer und Vermittler spielen?

Für Vermittler zum Beispiel kann sich durch die stärkere Finanzbildung der Bürger der Vorteil ergeben, dass die eigentliche Beratung und Vermittlung zielgerichteter erfolgt. Es muss weniger Grundwissen vermittelt werden, was Zeit innerhalb der Beratung einspart. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Bedarf an Beratungsgesprächen sogar zunehmen wird, weil sich die Kunden mehr auf Augenhöhe und weniger dem Wissen und der Einschätzung der Berater „ausgeliefert“ sehen. Vermittler sollten die Finanzbildungsstrategie somit nicht als Gefahr sehen, sondern als eine Chance.

Vermittler können den Schwerpunkt der Beratung viel gezielter setzen und erhöhen so die Effektivität des Gesprächs. Somit nehmen Versicherer, Vermittler und Berater einen nicht unwichtigen Teil in der Strategie ein und können ebenfalls ein Stück weit zur finanziellen Bildung ihrer Kunden beitragen.

Beitragsbild: © Drazen / stock.adobe.com

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