Oft als alt und abgetragen verschrien, gilt Secondhand heute selbst bei jungen Leuten als cooler Trend. Wir recherchieren, wie diese Entwicklung der Gesellschaft zugutekommt und geben Tipps, wo Konsumenten secondhand einkaufen können.
Zeitreise: Secondhand anno dazumal
Den Secondhand-Handel gibt es nicht erst seit gestern. Der Konsum von Secondhand-Kleidung ist bereits seit dem Jahr 1200 bekannt. Neue Kleidung war damals ein Luxusgut, das sich kaum jemand leisten konnte. Die breite Bevölkerung griff zur Ware aus zweiter Hand. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Secondhand-Kauf ein notwendiger Schritt, um an Kleidung zu gelangen. Industrialisierung, Massenproduktion und steigende Einkommen schafften Fast-Fashion einen Platz in der Gesellschaft.
Wieso greifen Konsumenten zu Secondhand-Ware?
eBay Kleinanzeigen war erst der Anfang. Die Secondhandkultur erfüllt mittlerweile nicht mehr nur ihren Nutzen, sondern hat sich zu einem richtigen Trend entwickelt. Dabei liegen die Gründe des Kaufs aus zweiter Hand nicht mehr nur an den kostengünstigeren Preisen.
Auf Platz eins der Gründe, weshalb Kunden zu Secondhandkleidung greifen, ist laut Statista die Nachhaltigkeit (87 Prozent). Auf Platz zwei sind mit 83 Prozent die vergünstigten Kosten im Vergleich zu Neuware. Knapp die Hälfte der Befragten greifen zur Secondhand-Kleidung, da die Teile nicht mehr im Laden verfügbar sind. Dass der Kauf aus zweiter Hand aktuell im Trend liegt, stellt für den Großteil der Befragten keinen Kaufgrund dar. Ebenso wenig, dass Familie oder Freunde zur Secondhand-Kleidung greifen.
eBay Kleinanzeigen erlebt Pandemie-Boom
Dass Secondhand-Ware Trend ist, beweist auch der eBay Kleinanzeigen Boom. Vor Pandemiebeginn verzeichnete das amerikanische Unternehmen rund 30 Millionen Unique User. April 2021 dann der Peak: die Plattform erreicht 40 Millionen Unique User.
Auch die Studie des IFH Köln bestätigt den Trend zu Secondhand-Produkten während der Pandemie. Besonders die jüngere Generation zwischen 18 und 29 Jahren hat die Lust auf den Trend gepackt.
Rund 80 Prozent haben die ruhigere Zeit in der Pandemie genutzt, um sich von alten, gebrauchten Dingen zu trennen.
Besonders der Kleiderschrank, Schuhe und Bücher standen beim Aussortieren hoch im Kurs.
Durch Secondhand Ressourcen sparen
„Fast Fashion“, nennt sich die Mode, die heute in und in wenigen Wochen wieder out ist. Neueste Designs sind in Geschäften und Onlineshops oft zu günstigen Preisen zu finden.
Doch die „schnelle Mode“ wird vom Verbraucher auch schnell wieder entsorgt. Aus ökologischer Sicht ein Problem. Denn meist sind nicht nur die Arbeitsbedingungen und Löhne in den Produktionsländern der Fast-Fashion-Labels unterdurchschnittlich, sondern auch die Umwelt leidet unter dem ständigen hinterherrennen von Trends. Durch die Textilindustrie werden jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Das sind mehr als die Summe aller internationaler Flüge und Kreuzfahrten.
2000 Liter Trinkwasser und zwei Kilogramm CO2 benötigt ein einfaches Baumwoll-T-Shirt in der Herstellung.
Polyester sogar 5,5 Kilogramm. Die Schäden für die Umwelt entstehen vor allem bei der Gewinnung von Plastikfastern. Aber auch die Weiterverarbeitung der Textilien und die langen Transportwege über die ganze Welt tragen dazu bei.
Secondhand Onlineshops, ob für Kleidung, Elektrogeräte oder Möbel gibt es allerhand. Wir listen die bekanntesten auf:
- ebay Kleinanzeigen: Von Mode, über Technik bis hin zu Möbeln, hier ist alles zu finden.
- Vinted: Hier verkaufen und kaufen Nutzer Kleidung, Accessoires und Kosmetikartikel.
- Booklooker: Bücherwürmer finden hier sicherlich das passende (gebrauchte) Buch.
- Fairmondo: Von Mode, über Spielzeug bis hin zu Lebensmitteln können Nutzer bei Fairmondo nicht nur kaufen, sondern auch tauschen.
- Refurbed: Hier gibt es alles, was das (Technik-)Herz begehrt. Die Geräte sind zwar gebraucht, allerdings komplett generalüberholt.
Nike, Zalando und Co.: Ist dem Nachhaltigkeitsversprechen zu trauen?
Immer mehr Firmen werben damit, Secondhand-Kleidung anzunehmen und wieder zu verkaufen. So zum Beispiel auch Zalando Circle. Das Portal solle den „Wandel in der Bevölkerung“ zeigen, sagt Thorben Hansen.
Ein Reporterteam des NDR, „Zeit“ und dem Recherche-Startup Flip wollte herausfinden, was mit alten Schuhen passiert, nachdem sie Konsumenten entsorgt haben. Dafür wurden GPS-Sender in die zu entsorgenden Schuhe elf Prominenter gesteckt. Auf verschiedene Art und Weise entsorgten die Prominenten ihre alten Schuhe. Die einen werfen ihre Schuhe in den Altkleidercontainer in Hamburg, andere geben sie zurück an große Händler.
Bislang führt die Sneakerjagd von Deutschland über Afrika bis nach Osteuropa.
Den genauen Standort aller Sneaker können Interessierte hier abrufen: https://sneakerjagd.letsflip.de/sneaker-liste
Der NDR verspricht bereits so viel über die Serie „Die Sneakerjagd“: „Sie wird Hersteller und Modeketten in Erklärungsnot bringen“.
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