Die Corona-Pandemie war eine schwierige Zeit für jede Altersgruppe. Es gibt jedoch eine Gruppe, die sich während der Krise besonders vernachlässigt fühlte: Schüler, Jugendliche, Studenten und Auszubildende. Um an die Relevanz der 15 – 24-Jährigen zu erinnern, hat die EU 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend erklärt. Welchen Hintergrund hat das wirtschaftlich? Und warum sollte die Zielgruppe ernst genommen werden?
Gefangen im Krisenrad
Nicht nur in der Kindheit, sondern auch im Alter zwischen 14 und 25 bleiben junge Menschen weiterhin stark beeinflussbar. Es ist eine einschneidende Lebensphase, welche den Charakter langfristig prägt. Eine Krise kann dabei starken Einfluss auf die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten der jungen Erwachsenen haben. Die Generation leidet allerdings nicht nur unter dem Effekt einer Krise, sondern taumelt eher von einer Krise zur nächsten. Ohne große Chance, sich zu erholen. Zu diesem Ergebnis kommen die Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann in ihrer Studie „Jugend in Deutschland – Sommer 2022“. Neben dem Angriffskrieg zwischen Russland und der Ukraine befinden sich der Klimawandel und die Inflation an der Spitze der Sorgen-Liste. Ein deutlicher Unterschied zur Statista-Umfrage von 2019:
Das wirkt sich – der Studie zufolge – auch auf die psychische Gesundheit aus: Nahezu jeder zweite der Befragten im Alter zwischen 14 und 29 gibt an, an Stress zu leiden, ein Drittel fühlt Erschöpfung und Langeweile, während jeder vierte sich über Depressionen und Niedergeschlagenheit beklagt. Zusätzlich berichten die Befragten durch die Corona-Maßnahmen Kontrollverlust bei ihrer Alltagsgestaltung, ihren persönlichen Beziehungen und ihrer Bildungs- und Berufslaufbahn erlebt zu haben.
Folgen langfristig spürbar
Nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich sind klare Auswirkungen spürbar. Bereits die Jüngsten merken das – wenn auch nicht sofort. Eine ifo-Studie aus dem Jahr 2020 kommt zu dem Ergebnis: „Geht etwa ein Drittel eines Schuljahres an Lernen verloren, so geht dies über das gesamte Berufsleben gerechnet im Durchschnitt mit rund drei – vier Prozent geringerem Erwerbseinkommen einher“. Auch für Berufseinsteiger sind die Folgen der Krise langfristig spürbar. Laut Tagesschau Reportage kamen Wirtschaftsexperten zu dem Ergebnis, dass aktuelle Berufseinsteiger wahrscheinlich unter der sogenannten „ökonomischen Vernarbung“ leiden werden. Sie sind länger auf Jobsuche, bekommen niedrigeres Einstiegsgehalt und leiden unter schlechteren Arbeitsbedingungen. Das wird sich auf das gesamte Berufsleben auswirken, denn es könnte zwischen zehn und 15 Jahren dauern, bis diese negativen Effekte verblassen.
Mehr Rampenlicht für die Jugend
Jetzt hat die EU 2022 zum Jahr der Jugend ernannt. Um auf genau diese Probleme aufmerksam zu machen und um der Jugend mehr Gehör zu verschaffen. In diesem Rahmen wird es verschiedene Veranstaltungen wie Seminare, Festivals oder Konferenzen, aber auch Debatten, Dialogveranstaltungen, Infokampagnen und Publikationen geben. Außerdem startete bereits am 09. Mai die Mitmachaktion „Dein Europa — Dein Jahr“, bei der die Jugend direkt mit Entscheidungsträgern sprechen kann, um über Themen zu diskutieren, die für sie besonders relevant sind. Bildungs- und Jugendkommissarin Mariya Gabriel erklärte laut bundeskanzleramt.gv hierzu:
„Für die Einbeziehung junger Menschen in Politik und Entscheidungsfindung soll das Europäische Jahr der Jugend einen Richtungswechsel bewirken. Wir wollen verstehen, was junge Menschen bewegt, mit ihnen in einen echten Austausch treten und ihnen konkrete Chancen eröffnen.“
Dabei verfolgt das Europäische Jahr der Jugend 2022 insbesondere folgende vier Ziele:
- Die Förderung von Partizipation und Engagement.
- Das Einbeziehen der Jugendperspektive in allen Bereichen der Politik.
- Das Aufzeigen von neuen Chancen im digitalen und ökonomischen Bereich.
- Die Aufklärung über – und Unterstützung bei Möglichkeiten zur persönlichen, sozialen und beruflichen Weiterentwicklung.
Alle Interessierten, die ihre Aktivitäten in den Rahmen des Aktionsjahres stellen möchten, können diese auf der EU-Website zum Europäischen Jahr der Jugend eintragen.
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