Die älteren Generationen sind zu festgefahren, die jüngeren zu antriebslos: Jede Generation hat so ihre Vorurteile gegenüber den anderen. Doch was ist da dran? Und wie können scheinbar grundverschiedene Menschen am Ende zusammenarbeiten?
Ein Blick auf die Boomer
Fangen wir mit der ältesten Generation an: Den sogenannten Baby-Boomern. Der Ausdruck rührt daher, dass es zwischen 1956 und 1965 einen massiven Baby-Boom gab – die „Boomer“ sind der letzte wirklich geburtenstarke Jahrgang bis heute. Sie wertschätzen Sicherheit, Gesundheit, wollen sich im Ruhestand etwas gönnen. Im Job finden sie die Anerkennung von Leistung wichtig und laut dem Business-Insider sind Babyboomer auf den Konsum im Hier und Jetzt konzentriert. Sie konnten vom wirtschaftlichen Aufschwung des letzten Jahrhunderts profitieren, haben häufig ein Haus und Auto parat – und dank der niedrigen Zinsen und der hohen Immobilienpreise profitieren Babyboomer von einem enormen Vermögenszuwachs, von dem ihre Nachfolger nur träumen können.
Gleichzeitig müssen sie sich häufig vorwerfen lassen, die Ressourcen des Planeten vergeudet zu haben und zu sehr auf ihr eigenes Auskommen fixiert zu sein. Den nachkommenden Generationen hinterlassen sie die Konsequenzen.
Individualismus bei Gen X
Darauf folgt die „Generation X“, geboren zwischen 1966 und 1980. Die sogenannte „Generation Schlüsselkind“ zeichnet sich durch ein starkes Konsumverhalten und Markenbewusstsein aus. Statussymbole und der eigene Erfolg sind ihnen wichtiger als noch den Boomern; der Ehrgeiz der Gen X treibt sie voran. „Ich lebe, um zu arbeiten“ wandelte sich unter der Generation X zu „ich arbeite, um (gut) zu leben“. Für Gen X ist die Arbeit mehr ein Mittel zum Zweck, um ihre Worklife-Balance zu optimieren und mehr Zeit für die Familie zu haben. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft ist die Generation X eigenständiger und mehr auf Individualität bedacht als die Boomer.
Millennials und der Sinn des Lebens
Zwischen 1981 und 1995 Geborene gehören der Altersgruppe Generation Y an, auch Millennials genannt. Sie sind mit der Digitalisierung aufgewachsen, haben aber auch noch eine Ahnung davon, wie die Welt ohne Facebook und iPhone aussah. Sie sind global vernetzt und schätzen Entfaltung sowie Entscheidungsfreiheit. Gleichzeitig verspüren sie jedoch eine grundlegende Unsicherheit, geprägt von Terroranschlägen wie 9/11 und Amokläufen. Studien zufolge sind Millennials häufig gestresst und nehmen einen hohen Druck auf sich selbst wahr. Außerdem haben Millennials in ihrer Jugend die erste Wirtschaftskrise durchgemacht, die dazu geführt hat, dass sie es schwerer haben, ein stabiles Vermögen aufzubauen. Hinsichtlich ihrer Finanzen gelten sie zuweilen gar als die „verlorene Generation“. Millennials sind bekannt dafür, permanent die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgaben zu hinterfragen. Sie wünschen sich Freude, eine Perspektive und vor allem Nachvollziehbarkeit von ihrem Job. Sie sind sogar noch mehr als die Generation X auf flexible Arbeitszeiten fixiert. Als ein Vorurteil der älteren Generationen gegenüber den Millennials nennt der Spiegel eine gewisse Verweichlichung.
Die digitale Generation
Bleibt noch „Generation Z“, auch Zoomers genannt, geboren zwischen 1996 und 2010. Hier ist die Kritik der älteren Generationen deutlich: Die jungen Menschen seien faul, unentschlossen und hätten unrealistische Erwartungen an die Zukunft. Einer Ausbildungsumfrage der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zufolge fehlt es 63 Prozent aller Jugendlichen an Motivation und Leistungsbereitschaft. Viele von ihnen wollen Influencer oder Model werden. Am Arbeitsmarkt stellt die Generation Z ganz andere Anforderungen als ihre Vorgänger – und ist schnell wieder verschwunden, wenn der Arbeitgeber dem nicht gerecht wird. Eine hohe Bindung zu ihrem Unternehmen verspüren sie nicht mehr. Auf der anderen Seite ist die Generation idealistisch und engagiert sich sowohl on- als auch offline für Themen, die sie als sinnvoll erachtet.
Boomer vs Millennials
Im Job bieten all diese verschiedenen Ansichtsweisen und Ideale durchaus Konfliktpotenzial. Dem Tagesspiegel zufolge kommt es vor allem zwischen Boomern und Millennials zu Reibereien. Wenn etwa Millennials alteingesessene Arbeitsprozesse wiederholt hinterfragen, könnten die Boomer sich herabgewürdigt fühlen, auf der anderen Seite gilt die junge bei der älteren Generation als egoistisch und durchsetzungsschwach.
Nach Gemeinsamkeiten suchen
Das muss aber nicht sein. Eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK legte offen, dass zwischen Boomern und Millennials eine größere Schnittmenge an Idealen und Wünschen liegt als sie selbst ahnen. Beide schätzen den sicheren Arbeitsplatz und eine Arbeit, die Spaß macht. Außerdem brauchen sie wertvolle Arbeitsinhalte und wünschen sich eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Karriere und Prestige sind dagegen weit weniger wichtig als gedacht – bei beiden Generationen. Trotz aller Gemeinsamkeiten schätzen sie sich gegenseitig falsch ein. In solchen Fällen hilft nur eins: Ein klärendes, offenes Gespräch zwischen den betroffenen Parteien. Wer sich auf die Gemeinsamkeiten konzentriert, anstatt auf das, was die Generationen trennt, arbeitet besser zusammen.
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