Das Investment-Verhalten der Deutschen verändert sich. Welche Prioritäten legen sie im neuen Jahr? Das hat der Vermögensverwalter J.P. Morgan in einer Umfrage mit 1.000 Deutschen ab dem 18. Lebensjahr untersucht.
Interesse an Aktienfonds wächst
Viele Deutsche investierten, wenn überhaupt, lange Zeit in ihr Sparbuch oder das Girokonto. Um die Jahrtausendwende herum erfuhr das Land einen kurzen Aktienboom, der jedoch mit dem Platzen der Dotcom-Blase endete. Aktuell aber wächst die Zahl der Deutschen, die Anteile an Aktienfonds besitzen (von 2,3 Millionen im Jahr 1998 auf 5,8 Millionen in 2018). Weitere Details zum Investmentfieber der Deutschen finden Sie im Beitrag „Börse, Beton und Barrels“. Wie sieht es im neuen Jahr für Deutschlands Anleger aus? Wir fassen die Ergebnisse der Umfrage von J.P Morgan Asset Management zusammen.

Wertpapiere werden beliebter
Schwerpunkt der Umfrage: die finanziellen Prioritäten, die Einstellung zum Thema Finanzberatung sowie inhaltlich interessanten Anlagen. Laut der Umfrage wächst das Interesse der Deutschen an Wertpapieren. Wie J.P. Morgan Asset Management herausfand, haben viele Deutsche ihre zusätzlichen Ersparnisse in Wertpapiere gesteckt. Innerhalb der letzten zwei Jahre sei es zu vermehrten Depoteröffnungen und Zuflüssen in Fonds gekommen. Fast ein Fünftel (19 Prozent) der Befragten will im neuen Jahr an der Börse investieren – ein Plus von 4,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem schätzen die Anleger das Thema Nachhaltigkeit als zunehmend wichtig ein. Insgesamt ist es 16 Prozent der Befragten (plus 2,0 Prozent) wichtig, mit ihrer Anlage etwas Gutes zu tun.

Geldregen durch Corona
Seit der Vorgängerstudie sind die Deutschen grundsätzlich sparsamer geworden. Die Umfrageautoren verschafften sich einen guten Überblick darüber, welche Strategien die Befragten zum Sparen nutzen. Zum Beispiel sind viele von ihnen bereit, ihren Konsum einzuschränken oder den Mobilfunk- oder Stromvertrag für eine kostengünstigere Alternative zu wechseln. Schulden stehen sie mittlerweile kritischer gegenüber. Ein knappes Drittel der Befragten gab an, bestehende Schulden abbezahlen oder zumindest keine neuen anhäufen zu wollen. Eine Ursache hierfür: Die Coronavirus-Pandemie.
„Während auch im zweiten Jahr der Pandemie viele Branchen und Betriebe finanzielle Auswirkungen spüren, kam es andererseits bei vielen Menschen zu zusätzlichen Ersparnissen“, erklärte Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management. „Das mag ein Grund dafür sein, warum neben der Sparsamkeit auch die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation vorn liegt.“
Während der vergangenen zwei Jahre erlebte Deutschland bekanntlich mehrere Phasen der Beschränkungen, was deutliche Auswirkungen auf verschiedene Branchen hatte – und auch auf die Beziehung der Deutschen zu Finanzen. Ein Teil der Befragten gab an, künftig ein Haushaltsbuch führen und ein genaueres Auge auf ihre Geldangelegenheiten haben zu wollen. Schulz schätzt diesen neuen Dokumentationswillen der Deutschen hinsichtlich ihrer Finanzen als eine gute Basis ein.
„Dies ist ein erster wichtiger Schritt zu einer Finanzplanung und damit finanzieller Unabhängigkeit.“ – Matthias Schulz
Mit dem Willen zur Beratung
Besonders für Vermittler interessant: Die Deutschen sind sich ihres fehlenden Finanzwissens durchaus bewusst. Außerdem sind sie bereit, einen Experten aufzusuchen, um dies auszugleichen. Das Zauberwort: Beratung. Und davon gerne mehr. Ein Viertel der Befragten nimmt laut Umfrage bereits Finanzberatung in Anspruch. Weitere 19 Prozent sind offen für die Beratung, wünschen sie sich im neuen Jahr sogar für ihre Planung. „Mit Finanzwissen und Unterstützung durch Finanzberatung können sich negative Assoziationen des Anlegens wie Komplexität, Intransparenz und fehlende Kontrolle überwinden lassen“, befand Matthias Schulz.
Die Tür für die Beratung steht demnach offen – Vermittler müssen die Kunden nur noch hereinbitten.
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