TikTok hat sich als „Shooting Star“ unter den Social Media Apps einen Namen gemacht. Vorrangig als App für die junge Generation konzipiert, versuchen nun auch Unternehmen dort Fuß zu fassen. Wie könnte die Versicherungsbranche davon profitieren?
Die erste Milliarde
Obwohl TikTok bereits seit 2018 unter diesem Namen im App-Store verfügbar ist, wirkt sie wie die jüngste Social-Media App. Das liegt zum einen an dem deutlich jüngeren Durchschnittsalter der Nutzergruppe – 69 Prozent der Nutzer sind unter 25. Andererseits aber auch an der Geschwindigkeit, mit der die App zu Erfolg gekommen ist: Diese Video-Statistik zeigt, wie schnell sich TikTok tatsächlich den Weg an die Spitze gebahnt hat. TikTok benötigte fünf Jahre, um eine Milliarde Nutzer zu erreichen. Facebook schaffte das erst nach neun Jahren. Laut Prognosen soll es für die Plattform auch weiter bergauf gehen.
Die Volksbank Mittelhessen macht es vor
Ja, das durchschnittliche Alter der TikTok-Nutzer ist deutlich jünger als das der anderen Social Media Plattformen. „Auf Facebook tummeln sich mittlerweile Oma und Opa, auf Insta sind Mama und Papa. Da nehmen die Jugendlichen verständlicherweise Reißaus und wechseln zu TikTok“, erklärt Dennis Vollmer, Sprecher der Volksbank Mittelhessen, im Gespräch mit Business Insider. Für Unternehmen kann das aber eine gute Chance sein, diese Zielgruppe zu erreichen und bereits früh zu loyalen Kunden zu machen. Sein Unternehmen, die Volksbank Mittelhessen, wendet sich über TikTok an die Generation Z, also alle, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind. Mit etwa 42.000 Abonnenten und fast 700.000 Likes sind sie damit auch recht erfolgreich. Dennis Vollmer berichtet:
„Viele TikTok-User, die den Kanal zum ersten Mal entdecken sind überrascht. Einen derartigen Auftritt haben sie einer Volksbank einfach nicht zugetraut. Noch gelten wir Banken als eher konservativ und verstaubt. Bei vielen anderen Häusern mag das sogar stimmen. Bei uns definitiv nicht.“
Als Unternehmen ist es wichtig, sich intensiv mit der Plattform und ihren Mechanismen auseinanderzusetzen, noch bevor man den ersten Beitrag veröffentlicht. Nur so ist es möglich, die die Zielgruppe richtig anzusprechen und dadurch auch tatsächlich zu erreichen. Ohne genaues Verständnis für TikTok besteht vor allem bei Unternehmen schnell die Gefahr, in die Kategorie Fremdscham zu fallen –„Cringe“, um es mit dem Jugendwort 2021 auszudrücken. Wie ein Startschuss nach hinten losgehen kann, zeigt die DKB: „Ich überlege die Bank zu wechseln…“, ist ein oft gelikter Kommentar eines Zuschauers unter dem ersten Beitrag der Online-Bank.
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TikTok & die Versicherungsbranche
Die Volksbank Mittelhessen ist allerdings eine von wenigen. Selbst die großen Finanzinstitute wie die Deutsche Bank, die Sparkasse und die Commerzbank sind, wenn überhaupt, ohne wirklichen Inhalt auf der Plattform vertreten. In der Versicherungsbranche sah es bisher ähnlich aus. Das Magazin As im Ärmel stellte im vergangenen Jahr eine Übersicht zusammen: Zum damaligen Zeitpunkt (Februar 2021) befanden sich 16 Versicherungs-Accounts auf TikTok, lediglich die Hälfte davon tatsächlich aktiv. Unter den Versicherungsunternehmen hatte zum Stand des Beitrags die AOK mit 4.650 Abonnenten die meisten Follower.
Eine vertane Chance? Nicht unbedingt. Eine neue Plattform zu bespielen ist eine größere Herausforderung als augenscheinlich erkennbar. In den meisten Fällen reicht es nicht aus, die gleichen Inhalte der anderen Medien einfach zu übertragen. Um erfolgreich zu kommunizieren ist es unerlässlich, die Plattform zu analysieren und die Regeln zu verstehen. Herauszufinden, wie der Algorithmus funktioniert und wie er für die eigenen Zwecke genutzt werden kann, ist von größerer Bedeutung, als unüberlegt auf den Hype aufzuspringen. So kann mit Bedacht eine Strategie entwickelt werden, die auch funktioniert. Neben den typischen Ansprüchen für gutes Social-Media-Marketing – Kreativität, Qualität und Interaktion, sollte man bei TikTok auch auf aktuelle Challenges und beliebte Sounds und Audio achten, um mehr Zuschauer und Abonnenten zu erhalten. Ein Großteil der Versicherungsbranche scheint noch nicht an diesem Punkt zu sein. Wir haben in Vermittlerkreisen mal nachgefragt, wer TikTok bereits nutzt:
- 12,5 Prozent der Befragten veröffentlichen in ihrem Unternehmen Inhalte auf TikTok
- 12,5 Prozent der Befragten nutzen es beruflich und privat
- 75 Prozent der Befragten nutzen die Plattform aktuell nicht
Jedoch ergab unsere Umfrage, dass bereits einige an einem Konzept für die Plattform arbeiten oder sogar bereits in der Experimentierphase sind. Welches Potential TikTok für die Branche bietet, wird sich also erst in Zukunft zeigen. Eins ist klar: Zu spät, um dort einzusteigen, ist es noch lange nicht.
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