Penny Stocks. Der Film „The Wolf of Wallstreet“ machte die Aktien erstmals einem breiteren Publikum bekannt. Worum es sich dabei handelt, wissen die wenigsten. Ebenso, warum sich nur erfahrene Anleger an sie heranwagen sollten.
Der Name ist Programm
Penny Stocks sind die amerikanische Bezeichnung für „in der Regel hochspekulative Aktien mit niedrigem Kurs von weniger als einem Dollar“. Die Obergrenze, um auf dem US-Markt als Penny Stock zu gelten, sind fünf Dollar. Im Euroraum ähnlich, so die DIA, liegt der Kurswert bei unter einem Euro. Der niedrige Wert ermöglicht Anlegern den Erwerb hoher Stückzahlen, die jedoch hohen Kursschwankungen unterliegen. Das macht es für Börsen-Laien oftmals zu einer riskanten Anlage.
From Zero to Hero
Ein Beispiel aus der Praxis: Im Januar 2021 gelangte ein Unternehmen in die Schlagzeilen, dass bis dato ausschließlich Computerspiel-Fans ein Begriff war: GameStop. Das Geschäft der Einzelhandelskette für Videospiele lief seit Jahren eher zäh, eine Entwicklung, die große Hedgefonds auf einen Absturz der Penny Stock Aktie spekulieren ließen. Bei Leerverkäufen erwerben Großanleger Aktien, die sie anschließend direkt wieder abstoßen. Fällt der Wert der Papiere, können Leerverkäufer die Aktien für weniger Geld wieder zurückkaufen und machen bei Rückgabe der Aktien einen Gewinn.
Dass entsprechende Deals jedoch zum Teil öffentlich gemacht werden mussten, erregte die Aufmerksamkeit einiger risikofreudiger Trader, größtenteils Privatleute. Sie riefen dazu auf, die GameStop-Aktie zu kaufen, wodurch sie in astronomische Höhen schoss. Die Folge der Spekulationsschlacht: Ein Verlust von fast drei Milliarden Dollar für Hedgefonds-Anleger, die auf Leerverkäufe setzten. Organisiert hatten sich die Kleinanleger über die Onlineplattform Reddit. Zudem trendete #GameStop auf Twitter. Plattformen, die vor allem der Zielgruppe Neobroker nicht fremd sind.
Pump and Dump
Der Segen entsprechender Neobroker-Plattformen – Aktienhandel für jedermann einfach und überall zugänglich zu machen – ist im Fall der Penny Stocks zugleich Fluch. Denn gerade durch die starken Kursschwankungen sind unerfahrene Anleger einem hohen Risiko ausgesetzt. Der Herdentrieb via Social Media lockt Anleger in „günstige“ Aktiengeschäfte, wobei sie vorweg oft die Handelsgebühren unterschätzen. Profis – wie etwa Jordan Belfort, der „Wolf der Wallstreet“ – nutzen Penny Stocks für „Pump and Dump“-Taktiken. Im Falle GameStop waren es allerdings die Internet-User selbst, die für ein künstliches Aufblasen der Aktie sorgten.
Neobroker-Plattformen wie Robinhood (USA) oder Trade Republic (Deutschland) bremsten den Wertverlust der Aktie aus, indem sie den Erwerb neuer Aktion begrenzten oder gar verhinderten. Das entlastete die Leerverkäufer. Für die frisch gebackenen Anleger selbst ärgerlich. Sie äußerten ihren Unmut in schlechten Bewertungen oder in den Sozialen Medien. Während der Vorwurf lautet, die Plattformen seien unter dem Druck der Hedgefonds eingeknickt, beteuern diese, ihre – teils unerfahrenen – Anleger lediglich geschützt zu haben. Das letzte Wort hatte in diesem Fall die Bafin. Sie forderte Trade Republic, nach einiger Beschwerden durch Anleger, dazu auf, den Aktienhandel wieder nach aufsichtsrechtlichen Anforderungen für alle Nutzer zu ermöglichen. Letztlich zeigt sich nicht nur am Beispiel aus Hollywood, dass Risikoanlagen durch unerfahrene Nutzer durchaus die ein oder andere Konsequenz nach sich ziehen können. Ein Berater ist demnach auch hier oft noch von Nöten.
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