Glaubt man den Medien, sitzen Rentner entweder auf einem Kreuzfahrtschiff oder frierend in einer Einzimmerwohnung. Trifft dieses Bild zu? Wir werfen einen Blick auf die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse.
Rentner in Zahlen
Laut der Deutschen Rentenversicherung gab es im Juli 2022 mehr als 21,2 Millionen Rentnerinnen und Rentner (ohne Waisenrente). In Zukunft wird der Anteil der Rentner an der Gesamtbevölkerung stetig wachsen. Während heutzutage noch etwa jede fünfte Person im Seniorenalter ist, kann die Generation 65 plus (so prognostiziert die Bevölkerungsvorausberechnung) schon im Jahr 2030 rund 26 Prozent und 2060 etwa 31 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Senioren als Kreuzfahrt-Pioniere?
Dass die älteren Generationen sich bevorzugt auf Kreuzfahrtschiffen aufhalten, ist ein wohletabliertes Gerücht. Tatsächlich aber – so belegen es Zahlen von Statista – ist der Anteil der Senioren an allen deutschen Kreuzfahrturlaubern mit 18,8 Prozent genauso groß wie der der 18- bis 30-Jährigen. Die Altersgruppe 30 bis 59 stellt mit 62,5 Prozent den Löwenanteil.
Stattdessen sind ältere Menschen immer häufiger erwerbstätig. Teils ergibt sich das aus dem eigenen Antrieb, ihre berufliche Lebenserfahrung noch einbringen zu wollen und zu können. Teils ist aber auch die finanzielle Situation der jeweiligen Rentner dafür verantwortlich, dass sie noch weiterarbeiten müssen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, hat sich der Anteil der 65- bis 69-Jährigen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, zwischen 2007 und 2017 von 7,1 Prozent auf 16,1 Prozent mehr als verdoppelt.
Wenn der Geldfluss austrocknet
Denn auch wenn der Generationenvertrag der Idee zugrunde liegt, dass die nachfolgende Generation stets mit ihren Beitragszahlungen die ältere unterstützt, so funktioniert das in der Praxis aktuell zunehmend schleppend. Dafür sind vorrangig drei Probleme verantwortlich:
- In Deutschland gibt es einen gravierenden Mangel an Nachwuchs, dementsprechend fehlen am anderen Ende die Fachkräfte.
- Jahre mit hoher Arbeitslosigkeit oder einer stagnierenden Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sorgten für geringere Beitragseinnahmen.
- Außerdem steigt die Lebenserwartung. Das bedeutet, dass die ohnehin schon schrumpfende „Work Force“ der Deutschen eine wachsende Anzahl von Rentnern versorgen muss.
Diese Finanzierungsprobleme lassen sich auch nicht durch steuerfinanzierte Bundeszuschüsse oder höhere Beiträge zur Rentenversicherung auf Dauer ausgleichen. Das Ungleichgewicht zwischen Rentnern und Arbeitnehmern sorgt für eine Dürre im Geldfluss, den das Umlageverfahren benötigen würde, um für eine ausreichende Versorgung der Rentner zu garantieren. Weil sich die gesetzliche Rente der älteren Generation direkt aus den erwirtschafteten Mitteln der jüngeren speist, ist eine zusätzliche private Vorsorge angeraten, da das Geld sonst nicht ausreicht.
In Medienberichten werden darum immer mal wieder Stimmen laut, die sich für eine Rente ab 70 aussprechen.
Vermögende Rentner
Doch wie ist es konkret um die Finanzen der Seniorengeneration bestellt? Im Jahr 2021 hatten 4,9 Millionen Rentnerinnen und Rentner (27,8 Prozent) ein persönliches monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro. Die entsprechenden Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt im vergangenen Herbst. Eine aktuelle vom Bundesseniorenministerium geförderte Studie legt zudem offen, dass mehr als 22 Prozent der über 80-Jährigen in Deutschland von Armut betroffen sind.
Gleichzeitig aber gibt es in der Bevölkerungsgruppe Rentner auch einen beträchtlichen Anteil der „Reichen“ – jedenfalls dann, wenn man die Vermögenswerte mit einbezieht. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft herausfand, liegt das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von Rentnern unter Berücksichtigung der Vermögenswerte bei 3.574 Euro. Das liegt deutlich über dem Wert der jüngeren Generation. Wer in Deutschland als einkommensreich gilt, ist nicht fest definiert, allerdings hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) auf Basis des Medianeinkommens einen Richtwert errechnet. Das Medianeinkommen beschreibt die exakte Mitte (1.946 Euro im Jahr 2017) zwischen der armen und reichen Hälfte der Bevölkerung. Paare ohne im Haushalt lebende Kinder, denen mehr als 5.294 Euro im Monat zur Verfügung stehen, zählen damit zu den reichsten zehn Prozent. Bei Singles liegt diese Grenze bei 3.529 Euro.
Über Vorurteile hinwegsehen
Gerade mit Blick auf die zunehmende Erwerbstätigkeit von Senioren fallen diverse Vorurteile also ins Wasser – zum Beispiel das um ihre so oft zitierte Reisefreudigkeit. Auch ist die Annahme, dass die existenzsichernden Versicherungen diese Zielgruppe nicht mehr interessieren, nicht immer richtig. Das gilt es bei der routinemäßig stattfindenden Prüfung der Versicherungsverträge zu beachten. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel ist die Frage danach, wann man genau berufsunfähig ist, eine der wichtigsten überhaupt. Weitere Informationen dazu stellen wir im Beitrag „Wann bin ich berufsunfähig?“ bereit.
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