Ist die Zukunft des Lernens digital?

Der Overheadprojektor ist schon längst passé. An einer niedersächsischen Schule drehen Schüler mittlerweile Mathe-Videos in Teamarbeit, anstatt stur im stillen Kämmerchen zu pauken. Ist das das Modell der Zukunft und wie sieht die Zukunft des Lernens wirklich aus?

Digitales Lernen gefragter denn je

Die Zahlen der vergangenen Jahre steigen so rasant an wie nie zuvor: digitales Lernen ist Trend. Das ist, zugegeben, auch der aktuellen Situation geschuldet. Schulen mussten während des Lockdowns schließen und alternative Lernprogramme gefunden werden. Im ersten Quartal 2020 kommunizierten laut Destatis 59 Prozent der 10- bis 15-Jährigen digital. Wie? Über digitale Lernplattformen und -portale. Im Vergleich ist dieser Wert siebenmal so hoch wie noch im Jahr 2019, in welchem das digitale Lernen nur bei acht Prozent lag. Aber auch in der höheren Altersklasse der Schüler und Studierenden ab 16 Jahren steht das Lernen außerhalb des Klassenzimmers auf der Tagesordnung. Die weiterführenden Schulen erleben einen regelrechten Boom: 72 Prozent der Jugendlichen präferieren hier den digitalen Lernweg. 

Online-Kurse, Video- und Audiomaterialien statt Bücher?

Der Lehrer schreibt mit der quietschenden Kreide noch seinen letzten Satz an der grünen Tafel zu Ende. Die Stunde ist vorbei, der „Tafeldienst“ wischt das geschriebene wieder ab und der nachfolgende Lehrer beginnt von vorne. Der große Nachteil: Was abgewischt wurde, ist weg. So fand für die meisten von uns noch die Schule statt. Inzwischen haben viele Bildungseinrichtungen ihre Tafeln durch Whiteboards oder ähnlichem ersetzt. 

Neben den Präsentationsmöglichkeiten der Lehrkräfte haben sich auch die Lernmaterialien für Schüler verändert. Audiovisuelle Medien, Online-Lernsoftware und elektronische Lehrbücher sollten der heutige Standard sein. Ganze 64 Prozent der Schüler verwendeten laut Destatis im ersten Quartal 2020 bereits solche Materialien. Bei den über 16-Jährigen waren es 54 Prozent. Im zweiten Quartal stieg der Anteil bereits auf 70 Prozent. 

Unterricht besser machen

Der Wandel hin zu digitalen Lernmethoden birgt aber auch ganz neue Möglichkeiten. Die junge Generation wächst mit digitalen Medien auf. Der Umstieg auf digitales Lernen fällt ihnen leicht. Die erweiterten Möglichkeiten des Zugriffs auf Information, Kommunikation und Partizipation sind durchaus positive Aspekte. Die Lernenden müssen zudem selbstbestimmt ihre eigenen Interessen verfolgen. Es erfordert Disziplin, sich zu Hause regelmäßig an den Laptop zu setzten, um die Inhalte zu studieren. Das multimediale Lernen bietet zudem neue Zugänge zu Lerninhalten und deren Präsentation. Einige Schulen haben bereits digitale Lösungen umgesetzt oder selbstorganisiertes Lernen ermöglicht. Hier ein paar Beispiele, die auch mit dem „Deutschen Schulpreis“ nominiert wurden:

Preisträger für digitales Lernen: BYOD (bring your own device):

Die IGS Lengede in Niedersachsen hat eine eigene digitale Lernumgebung etabliert. Und das nicht erst seit Beginn der Pandemie. Seit 2018 werden von der 5. bis zur 10. Klasse alle Arbeitspläne zum selbständigen Lernen im Lernmanagementsystem „its learning“ bereitgestellt. Die Schüler bringen dazu ihre eigenen Notebooks und Tablets mit in die Schule.

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Preisträger für selbstorganisiertes Lernen: Logbuch im virtuellen Raum:

Die Städtische Gesamtschule Münster-Mitte entwickelte zum ersten Lockdown ihren eigenen, digitalen Raum. Die Inhalte und Unterrichtsmaterialien stellen die Lehrkräfte seit Jahren auch digital zur Verfügung. Neu sind die virtuellen Klassenratsstunden. Hier finden Unterrichtsstunden in Form von Videokonferenzen und freien Lernzeiten statt.

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Note 1,5 durch Versicherungspodcast!

Ein Praxisbeispiel geben auch Patrick Hamacher, bekannt als „der Versicherungsmakler mit Cap“ und Bastian Kunkel, welcher über 3,5 Millionen Likes auf TikTok mit seinen Versicherungsvideos zählt. Die beiden betreiben den wöchentlich erscheinenden „Versicherungsgeflüster Podcast“. Hier vermitteln sie trockene Versicherungsthemen einfach und mit viel Charme an ihre Zuhörer. Das Publikum reicht dabei von 50-Jährigen, welche sich für Versicherungsthemen interessieren bis hin zu Schülern, welche die Inhalte als Lermaterial nutzen. Erst vor kurzem schrieb ein Auszubildender den Maklern:

„Durch euren Podcast habe ich wie gehofft echt gut abgerissen in der Schule.“ 

Im Zwischenzeugnis brachte ihm das ein Notendurchschnitt von 1,5. 

Findet die Schule von morgen Zuhause statt?

Etablieren sich Live-Unterricht via Zoom, Arbeitsblätter und Lernseiten per Cloud und Hausaufgaben im Gruppenchat, so stellt sich die Frage: Ist Präsenzunterricht überhaupt noch nötig? Oder findet die Schule 2.0 etwa Zuhause statt? Wird nach Homeoffice für Arbeitende nun auch Homeschooling für Schüler zur Normalität? Schüler wünschen sich den Einsatz digitaler Lehrmittel, wie eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom ergab. Doch ohne die geeignete Infrastruktur stellt das eine echte Herausforderung dar. Das Scannen von Schulbüchern ist eben noch nicht „Schule 2.0“.

Titelbild: © Maria/stock.adobe.com

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